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Laudatio zur Preisverleihung 2022

Die Laudatio hielt Jurymitglied Dr. Kathrin Schröder

Liebe Bewerber um den Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schüler, sehr verehrte Damen und Herren, Herr Bürgermeister, liebe Eltern,

wir freuen uns sehr, in diesem Jahr den Sprachpreis für Schüler wieder in der gewohnten Form ausrichten zu können.

Bereits seit 1999 hat es sich die Stadt Neustrelitz zur Aufgabe gemacht, das Andenken ihres ehemaligen Bürgers Daniel Sanders zu ehren. Er ist in Strelitz geboren und gestorben; hat am Gymnasium Carolinum sein Abitur abgelegt und sich einen Namen gemacht als Lexikograf und Sprachforscher, als Dichter und Übersetzer. Er war ein umfassend gebildeter Mensch, der auch Mathematik und Naturwissenschaften studiert und sich aktiv für Politik interessiert hat. Besonderes wissenschaftliches Interesse brachte er dem damals hochaktuellen Wörterbuch der Brüder Grimm entgegen, das er ausgesprochen kritisch gesehen hat. Den Grimms attestierte er „ungeheures, aber ungeordnetes“ Wissen. Diese Einschätzung macht schon deutlich, was für ein Mensch Daniel Sanders war. Ein kritischer Kopf, für den hohe Bildung nur im Zusammengang mit der nötigen Struktur Sinn macht, klar in seinen Ansichten und Aussagen, ohne Angst vor Autoritäten. Den heute noch jedermann bekannten Grimms konnte er scheinbar mühelos das Wasser reichen. Dem Grimmschen Mammut-Wörterbuch in 16 Bänden, das die beiden Brüder zu Lebzeiten nicht beenden konnten, und das auf Grund seiner Anlage für Alltagszwecke untauglich ist, stellte er ein eigenes, zweibändiges „Wörterbuch der Deutschen Sprache“ entgegen. Sanders Wörterbuch-Variante galt als umfassend und praktisch zu gebrauchen.

Sanders war aber nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Lehrer an der jüdischen Freischule in Strelitz. Als Lehrer war es ihm wichtig, dass seine Schüler befähigt wurden, den Anforderungen der modernen Welt in Beruf und Öffentlichkeit gerecht zu werden. Dazu gehörte damals wie heute die Fähigkeit, sich klar und unmissverständlich auszudrücken. Der Daniel-Sanders-Sprachpreis für Schüler greift dieses Anliegen auf.

Der Stadt Neustrelitz gebührt also die Ehre, die Meriten eines durch die Ungerechtigkeiten des Lebens fast vergessenen ehemaligen Mitbürgers erkannt und sie in den Dienst unserer heutigen jungen Mitbürger gestellt zu haben.

Seit nunmehr 24 Jahren ermutigt die Stadt junge Menschen, sich über den Schulgebrauch hinaus mit Sprache zu beschäftigen. Und weil es Daniel Sanders um den guten Sprachgebrauch im Alltag ging, sind es Alltagstexte, also Sachtexte, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler bewerben.

In diesem Jahr lagen der Jury zehn Einsendungen vor. Und zum ersten Mal stammen sie ausschließlich von Mädchen. Eine Arbeit stammt von einer Schülerin einer 8. Klasse der Regionalen Schule Jawaharlal Nehru, die anderen Autorinnen besuchen die Oberstufe des Gymnasiums Carolinum – also Daniel Sanders‘ alter Schule.

Wir haben alle Arbeiten mit großem Interesse gelesen. Ich bin sicher, auch Sie interessiert es, womit sich unsere Jugend heute beschäftigt; deshalb möchte ich Ihnen im Folgenden die Arbeiten kurz vorstellen. Drei davon werden wir im Anschluss in Gänze hören.

  1. Unsere jüngste Kandidatin, Lydia Xirokostas, macht sich Gedanken zum Thema Stärke. Der Mensch musste schon immer stark sein, um zu überleben, aber welcher Art Stärke bedarf es heute?
  2. Mathilda Friedel beteiligt sich mit einer Rede zum Thema Mensch und Umwelt. Sie appelliert an alle Mitmenschen, sorgsamer mit der Natur umzugehen.
  3. Jessica Berger beschäftigen Vorurteile, die die Gesellschaft der jungen Generation gegenüber hegt. Sie stellt sich auch die Frage, wie Jugend sich überhaupt definieren lässt.
  4. Xenia-Chantal Boeck, Charlotte Lömpcke, Luise Meyer und Anna-Sophie Rütz haben sich im Griechisch-Unterricht mit Herodot beschäftigt und jeweils einen Essay zu den Träumen des persischen Königs Xerxes geschrieben. Xerxes haben seine Träume fatalerweise dazu gebracht, Griechenland anzugreifen. Die Mädchen reflektieren die Rolle, die Träume in ihrem eigenen Leben spielen.
  5. Inga Pauline Kricke ist mit ihrem Text wieder ganz in der Gegenwart. Sie schreibt über Stress und Druck in unserer heutigen Gesellschaft.
  6. Jette Stüben hingegen hat im Deutschunterricht eine Rede zu dem – leider - immer aktuellen Thema Toleranz gehalten. Sie wünscht sich, dass Menschen sich kennen lernen, bevor sie sich ein Urteil über einander erlauben.
  7. Henriette Thuirs Thema ist so erschreckend wie aktuell. Sie hat sich mit der zunehmenden häuslichen Gewalt während der Coronakrise auseinander gesetzt.

Nun fragen Sie sich sicher, wie es in diesem Jahr mit der Prämierung aussieht. Dabei ist der Jury die Entscheidung nicht leicht gefallen. Wir haben hier die Arbeiten von 10 jungen Damen, die sich zweifellos alle viel Mühe gegeben haben. Aber da wird auch schon sichtbar, dass Daniel Sanders‘ scheinbar elementare Anforderungen an den Sprachgebrauch alles andere als elementar sind. Sprache hat definitiv ihre Tücken. Die Teilnehmerinnen haben tapfer mit ihnen gekämpft, aber zum Gewinnen eines der drei Preise hat es bei keiner von ihnen gereicht. Bei einigen lag es an den Schwierigkeiten von Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung, bei anderen an der Stilistik oder der logischen Struktur des eingereichten Textes. Allen Arbeiten hätte es gut getan, wenn sie noch einmal mit etwas zeitlichem Abstand überarbeitet worden wären. Das ist sehr schade.

Wir haben also in diesem Jahr keinen Preisträger.

Aber einige Arbeiten waren „fast“ prämierungswürdig, so dass wir uns entschieden haben, drei fördernde Anerkennungen auszusprechen, die jeweils mit 250€ dotiert sind. Diese Anerkennungen erhalten:

Mathilda Friedel

Anna-Sophie Rütz und

Henriette Thuir.

Meine Damen und Herren, liebe Teilnehmerinnen,

wir haben uns sehr darüber gefreut, dass sich nach wie vor junge Menschen mit Sprache auseinandersetzen und hoffen, dass ihr bei der Sache bleibt.

Vielen Dank.