Brief an eine Freundin anlässlich des Immergut Festivals 2006
Ein rockiges Hallo von deiner Freundin aus Neustrelitz, eine ziemlich ungewöhnliche Begrüßung von mir, aber du weißt ja was jedes Jahr im Mai bei mir ansteht: Das Immergut-Festival mit mehr als 5000 Besuchern. So viel Andrang ist unsere schöne kleine Kreisstadt gar nicht gewohnt. Auf diesem Wege möchte ich dir ausführlich vom letzten Maiwochenende erzählen: Der Name war mal wieder Programm. Das diesjährige Immergut-Festival unter dem Motto „Convallaria Majalis“ fiel Wettertechnisch ziemlich ins Wasser und wir hatten Zustände wie auf einem Woodstock-Festival. Trotz Gummistiefel- und Regenschirmarlam ließen wir, erprobte Campermädels, uns nicht klein kriegen. Sechs Mädels, die zusammen zelten und auch den mehrstündigen Aufbau der Nachtlager in Kauf nehmen, können doch nur Spaß mit einander haben, oder?! Nachdem wir uns also mit all unseren Klamotten, Zelten, Schlafsäcken und den eher spärlich ausgefallenem Essen unseren Platz vom Vorjahr gesichert hatten und nach einigen Minuten…okay Stunden Zeltaufbau beschäftigt waren, schauten wir uns erstmal um, was uns dieses Wochenende erwarten wird. Die Karten hatten wir im Zeitalter der Technik natürlich vorher per Internet reserviert und uns auch schon über die musikalischen Highlights informiert. Wie immer bot uns der Veranstalter eine riesige Bandbreite an großartigen Künstlern; ich erwähne nur die „Yeah Yeah Yeahs“, „Mia“ oder „Tomte“, die selbst du als Nicht-Neustrelitzerin bzw. Holländerin kennen müsstest. Wenn nicht, dann kann ich guten Gewissens sagen dass es dir gefallen würde. Es war Freitag, 17 Uhr, und das Immergut-Festival 2006 öffnete die Tore und den Anfang machten „Midlake“, die den Folkrock ins Jahr 2006 beamten. Das gelang ihnen erstklassig und nicht nur ich, sondern auch die anderen Festivalbesucher waren hin und weg. Auf uns wartete ein Abend voller klasser Performances von „Art Brut“, „Blumfeld“ und vielen mehr. Die beste Bühnenshow des Abends lieferte eindeutig die „Yeah Yeah Yeahs“, da Frontfrau Karen O. mal wieder vollen Körpereinsatz zeigte. Der erste Tag neigte sich gegen 2 Uhr morgens dem Ende, musikalisch gesehen jedenfalls. Nachdem die letzte Nacht selbst für geübte Festivalgänger wie uns ziemlich kurz geraten war, war tagsüber, mit uns auch nicht viel los. Neben dem fehlenden Schlaf und dem gar nicht zum Immergut passenden andauerndem Regen waren wir auch überhaupt nicht in Stimmung beim anstehenden Fußballturnier mitzuwirken. Also bestand unser Tages ablauf nach einem ausgiebigen Katerfrühstück aus Besuchen bei den „Nachbarn“ und Dauerbeschallung vom Radio mit „Clueso“ und „Mia“. Und schon war es halb vier und das Immergut startete in die zweite Runde. Der Regen machte uns leider einen Strich durch die Rechnung ´, doch den Auftritt von „Mia“ und „Tomte“ wollte ich mir definitiv nicht entgehen lassen. Also machten meine Mädels und ich uns gegen 20 Uhr auf den Weg zur Hauptbühne und siehe da der Wettergott hatte erbarmen mit uns. Die nächsten Stunden war mein persönlicher Höhepunkt des ganzen Wochenendes. Die vier Jungs um Frontfrau Mieze rockten dermaßen ab, dass sich die Massen kaum halten konnten. Pogen und Crowd-Diving waren angesagt. Es war ein unbeschreibliches Gefühl von der Menge getragen zu werden und dabei lauthals mitzusingen. Es ist definitiv weiterzuempfehlen. Nachdem die fünf Berliner Klassiker wie „hungriges Herz“ oder „Tanz der Moleküle“ gespielt hatten, brauchte ich erstmal eine Pause. Doch in einer Stunde wollten „Tomte“ das Immergut rocken. Nun hieß es sich zu stärken; in flüssiger und fester Form und ab ging´s. Auch die fünf Musiker aus der Hauptstadt heizten uns ordentlich ein. Im Großen und Ganzen waren alle Auftritte erste Sahne und echt für jeden Geschmack was dabei. Du hättest sicher viel spaß gehabt. Den letzten Abend ließen wir mit all unseren neuen und alten Bekanntschaften ausklingen, denn am morgigen Sonntag hieß es wieder für ein langes Jahr Abschied nehmen. So ein Konzert, oder besser gesagt Festival, ist eine klasse Gelegenheit unheimlich viele verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Charakteren und Einstellungen kennen zu lernen, dass ich immer wieder gerne auf dem Immergut rocke. Sonntag gleich Abreisetag: Mehr schlecht als recht quälten wir uns aus unseren Betten, ich meine provisorischen Nachtlagern, denn die Eltern ließen nicht lange auf sich warten ihre übermüdeten aber glücklichen Schützlinge einzuladen. Trotz des schlechten Wetters und der daraus resultierenden Erkältung war es mal wieder das beste Wochenende im Jahr. Wenn du das nächste Mal nach „ Good Old Germany“ kommst können wir ja mal zusammenrocken. Das letzte Immergut liegt zwar erst eine Woche hinter mir, aber ich freue mich jetzt schon auf das nächste Jahr. Bei euch in Amsterdam gibt es sicherlich auch Konzerte, bei denen für jeden Geschmack etwas dabei ist, oder?! Also lautet unser nächstes Ziel: Entweder rocken wir bei dir oder beim nächsten Immergut bei mir. Meld dich, dann können wir unseren zukünftigen musikalischen Hochgenuss planen. Deine Immergut rockende Josi