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Preisträgerin Maxi Knick

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Maxi Knick, Neustrelitz, Klassenstufe 12, Gymnasium Carolinum Neustrelitz

Liebe Maria, der Gott und seine Engel blicken vom Himmel auf die Erde herab. Da zeigt Gott auf eine Frau und sagt: ,,Dieser Frau gebe ich ein behindertes Kind!“. Der Engel jedoch fragt bestürzt: ,,Aber Herr, warum denn ausgerechnet ihr? Sie ist doch so glücklich und fröhlich!“. Da antwortet Gott mit einem Lächeln: ,,Gerade deshalb, mein lieber Engel. Wie könnte ich einer Frau ein behindertes Kind schenken, die das Lachen bereits verlernt hat!?“.
Geboren wurdest du, liebe Maria, heute vor 12 Jahren. Ich, gerade sechs Jahre alt, registrierte nur, dass ich jetzt eine Schwester habe. Aber da war mehr, viel mehr. Man versuchte mir zu erklären, was mit dir los ist, denn du solltest anders sein. In meiner kindlichen Zufriedenheit begnügte ich mich mit der Tatsache, dass du behindert bist, denn was heißt das schon: ,,Maria hat das Down Syndrom!“­Nichts, denn du bist meine Schwester.
Dein erstes Lebensjahr verbrachten wir zusammen in einer glücklichen Familie, aber dann kam die Diagnose: Leukämie! Und wieder wusste ich nicht, was das heißt und wie es weiter geht. Schnell gab man mir Antwort, denn im Oktober 1994 hieß es für dich nach Greifswald ins Krankenhaus zu gehen. Erneut versuchte man mir zu erklären, was das bedeutet, aber diesmal nahm ich es nicht einfach hin. Denn zu hören, dass meine über alles geliebte Schwester sterben könnte, dem Tod vielleicht näher war als dem Leben, verkraftete niemand aus der Familie und erst recht nicht Mama! Sie hatte Angst, dass wenn sie die Augen öffnet, sie feststellt, dass es keinen Lichtblick geben könnte.
Die Zeit zwischen unserem Abschied und deiner Heimkehr, war eine Zeit voll geklammerter Hoffnungen, kaum zu glaubender Verheißungen, enttäuschender Rückschläge und bedrohlicher Unsicherheit. Viele Tränen flossen, aber ein Ende aller Qualen war noch lange nicht in Sicht. Drei Jahre lang teilten sich Mama und Papa, pendelten zwischen Neustrelitz und Greifwald, zwischen mir und dir. Die Chemotherapie und unser aller Lebenswille brachten dir aber letztlich den Sieg im Kampf mit dem Tod. Endlich kamst du nach Hause und ich hatte dich wieder, meine Schwester.
Unser gemeinsames Leben mit Mama und Papa fing noch einmal an. Jedoch für Mama war es wieder nicht gerade einfach. Für sie begann nun ein täglicher Balanceakt, dir zu geben, was du mehr brauchtest und mir nicht zu nehmen, was mir zustand. Aber auch wenn sie mal daneben trat, ich verzichtete und verzichte ich gern für dich. Denn:
1. Mit dir an meiner Seite weiß ich, dass mich nichts in die Knie zwingen kann, denn du machst mich stark.
2. Mit dir an meiner Seite fühle ich mich allwissend und anderen gegenüber um einiges überlegen, denn du gibst mir die nötige Einsicht, Dinge zu erkennen, die andere nicht sehen.
3. Mit dir an meiner Seite kann ich Hindernisse aus dem Weg räumen, Angst besiegen und Sorgen umgehen, denn du stärkst mir den Rücken.
4. Mit dir an meiner Seite bin ich immer voller Optimismus und guter Laune, denn du überträgst deinen Lebensgeist auf mich und machst mich lebendig.
5. Mit dir an meiner Seite weiß ich, dass ich nicht allein bin, denn du würdest mich nie zurück lassen.
6. Mit dir an meiner Seite weiß ich was es heißt hartnäckig, stur, dickköpfig, ausdauernd und bockig zu sein, denn du bist es.
7. Mit dir an meiner Seite setz ich mich leidenschaftlich und kraftvoll für Dinge ein, die mir am Herzen liegen, denn du hast es mir gezeigt.
8. Mit dir an meiner Seite weiß ich, dass Schadenfreude nicht verletzend sein muss, denn deine Schadenfreude tut richtig gut.
9. Mit dir an meiner Seite sehen andere ganz schön alt aus, denn du entwaffnest die Blicke Fremder, voreingenommener, ängstlicher, Ablehnender mit deinem offenen, liebevollen HALLO.
10. Mit dir an meiner Seite weiß ich, was es heißt, uneingeschränkt zu lieben, denn wenn du liebst, liebst du ohne Grenzen.
11. Mit dir an meiner Seite weiß ich, was es heißt Nerven aus Stahl zu haben, denn du kannst ordentlich daran ziehen.
12. Mit dir an meiner Seite mach ich keine Unterschiede zwischen den einzelnen und verschiedenen Menschen mehr.
Du hast mir so vieles beigebracht und an meinen Horizont einen Regenbogen gemalt und somit mein Leben um vieles bunter gemacht. Und ich denke ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass es ihnen ähnlich erging und ergeht. ,,Du bist unsere Sonne, unsere Maria“, würde Oma jetzt sagen. Und dafür möchte ich dir hier und heute Danke sagen mit einem Gedicht:
Manche Menschen wissen nicht, wie wichtig es ist, dass sie einfach da sind.
Manche Menschen wissen nicht, wie gut es tut, sie nur zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht, wie tröstlich ihr gütiges Lächeln wirkt.
Manche Menschen wissen nicht, wie wohltuend ihre Nähe ist.
Manche Menschen wissen nicht, wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Manche Menschen wissen nicht, dass sie ein Geschenk des Himmels sind.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.
Danke, dass es dich gibt.