Anna Wolff, Klasse 8, Gymnasium Carolinum Neustrelitz Tagebucheintrag einer Teenagerin
Wie wollt ihr mich haben? Bequem? Dann bin ich für euch das überhebliche Kind, das ständig irgendwo aufgeschnappte „interessante" Wörter zum Besten gibt. Die kleine Göre, die nichts anderes hat als ihre große, freche Klappe. Das launische, streberhafte Mädchen, das sich mit Menschen anlegt, die sowieso mehr Lebenserfahrung haben. Oder wollt ihr eine Erwachsene? Die freundliche, junge Frau mit dem nichtssagenden Lächeln. Das reife, intelligente Mädchen, das das Wort „kindisch" nicht in ihrem Wortschatz führt. Kann ich euch geben - doch bin das wirklich ich? Ich bin ich. Warum wollt ihr mich zurechtbiegen, mich verändern? Akzeptiert mich als Ganzes, als das Mädchen, das für jeden Spaß zu haben ist, als die ernste, junge Frau mit den tiefgründigen Gedanken. Dir sagt, ich soll mich ändern und denkt, ihr tut mir etwas Gutes. Egoistisch, wie ihr seid, will sich jeder seinen ganz persönlich-speziellen Menschen aus mir basteln. Warum bin ich so, wie ich bin? Ich wurde so geschaffen, geboren. Und das wird wohl auch seinen guten Grund haben. Ihr braucht euch nicht mit mir zu vergleichen. Versucht nicht, aus mir zu formen, was ihr nie erreicht habt! Ich lebe mein eigenes Leben.. Ihr habt mir nicht zu sagen wie und wohin ich gehen soll, wenn ihr den eigenen Weg noch nicht gefunden habt. Ihr denkt, ich müsste unglücklich sein, wie alle anderen auch. Merkt ihr nicht, dass ich unvergleichlich bin? Ich bin zufrieden mit mir. Ich brülle es heraus und ihr stellt euch taub. Könnt ihr nicht ertagen, dass ich restlos glücklich bin? Jeder scheint (will?) sich selbst in mir erkennen, meint, mich kritisieren zu können, wie er selbst kritisiert wurde - man weiß es schließlich besser. Gibt es denn keinen, der das versteht? Ich habe viele Fähigkeiten und habe erkannt, dass meine Schwächen die größten von ihnen sind. Ich lache über meine Fehler während ich aus ihnen lerne doch ich weine, wenn ich sehe, wie die Menschen sich gegenseitig durch Unwissenheit zermürben und es nicht einmal bemerken. Ich bin facettenreich und einseitig zugleich und ich will und werde auch immer so bleiben. Ich werde immer meinen eigenen Weg gehen, auch, wenn man mir Wegweiser aufstellen will. Ich werde Menschen auf ihrem Weg zum Ziel begleiten, ihnen über Abgründe helfen und sie an Kreuzungen wieder verlassen. Denn im Leben kommt man manchmal nur allein zum Ziel.